Über Nacht laden, geht das?
Yes we can könnte man sagen oder vielleicht besser si, possiamo! Neulich auf dem Hundespaziergang am See in Locarno habe ich Folgendes entdeckt: Laternen mit Steckdose. Genial!
Ausgebautes Schnellladenetz
Elektroautofahrer ohne Möglichkeit, zu Hause zu laden, sind benachteiligt. Schnelllader sind in der Schweiz gut verteilt. Diese Lademöglichkeiten befinden sich aber meistens ausserhalb der Wohnsiedlungen, oft an oder in der Nähe von Autobahnen, in Industriegebieten oder bei gut besuchten Einkaufspalästen. Will man die Elektromobilität wirklich massentauglich machen, dann braucht man auch Lademöglichkeiten über Nacht, an dem Ort, wo man wohnt. Keine Schnellader, denn wer will schon das Auto mitten in der Nacht umparkieren? Nein, für Schlafwandeln fehlt uns die Musse.
Vorhandene Infrastruktur nutzen
Bei beschränktem Budget oder bei Bedarf nach einem Zweitauto lohnt sich auch ein Elektroauto mit kleinen Akkus. Die sind günstig, müssen aber öfters geladen werden. Für die Kommunen stellt sich deshalb die Frage: Wo soll man die Lademöglichkeiten stationieren? Es liegt doch auf der Hand, dass man die vorhandene Infrastruktur benutzt. Und so entstand die Idee zum Laternenladen. Das Elektrizitätswerk Sopracenerina SES (Società Elettrica Sopracenerina) schreibt zum Projekt (https://www.ses.ch/Elektromobilitat) Folgendes:
Das Projekt der SES in Locarno
„Im Rahmen eines Pilotprojekts wurden zwischen April und Juli 2023 10 öffentliche Langsam Ladestationen (3,7 kW Leistung) in Locarno und 1 in Dongio (Acquarossa) installiert.
Im Vergleich zu anderen ähnlichen Netzen im Tessin nutzt das vom SES entwickelte Konzept das bestehende öffentliche Beleuchtungsnetz.
Jede Station ist mit einer Steckdose des Typs 2 ausgestattet und es gibt keine Parkplätze, die ausschließlich für Elektrofahrzeuge reserviert sind; etwaige Parkgebühren sind nicht im Ladetarif enthalten. Nach dem herunterladen der notwendigen App von eCarUp und dem eintragen der Kreditkartendaten kann der Ladevorgang beginnen. Die Kilowattstunde beträgt aktuell 0.35 Fr..“
Fazit
Im Tessin sind die Lademöglichkeiten besser als in der Restschweiz ausgebaut. In vielen Dörfern auch abseits der grossen Gemeinden gibt es 11kw-Ladestationen (emoti). Diese Ladestationen darf (und soll!) man aber nicht ungenutzt besetzen – es drohen Blockiergebühren. Ein Lösungsansatz wären deshalb „Langsamlader“. Die Region um Locarno geht mit der Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge einen Schritt in diese Richtung. Das Projekt lädt zur Nachahmung ein. Übrigens: man nennt diese Lademöglichkeit mit 3,7 kw/h „Schnarchladen“. Nomen est omen.
Nachtrag – Antwort des SES: Wir freuen uns, dass das Projekt geschätzt wurde! Bis Ende Jahr werden wir die Ladepunkten in Locarno verdoppelt und zusätzliche vier Ladepunkten in Brissago installieren. Andere Gemeinden werden auch sehr wahrscheinlich in Zukunft folgen.
